Diskussionen um Weihnachtsmarkt
Stadt sucht eine Lösung für die Blindenleitlinie / Kaum Corona-Einschränkungen
Antje Walther
Das Corona-Jahr 2020 hat gesellige Ereignisse jeglicher Art ausgebremst und auch den stets wimmeligen Weihnachtsmarkt in der Flensburger Innenstadt ausfallen lassen. In diesem Jahr soll er aber wieder Flensburger und Gäste auf das Fest mit Punsch und Hüttenzauber einstimmen, traditionell am Nachmittag des 22. November beginnen und bis zum letzten Tag des Jahres 2021 dauern.
Keinen Monat vor der Eröffnung wird hinter den Kulissen derzeit eine für alle einvernehmliche Lösung geprüft, wie die Blindenleitlinie ihre Funktion trotz Markts erfüllen kann. Taff-Chef Gorm Casper sagt zum wiederholten Male, dass man sich beim Aufbau des Markts am Muster von 2019 orientiere. Die Tourismusagentur Flensburger Förde (Taff) ist für die Durchführung verantwortlich.
Wochenmarkt im Weihnachtsmarkt
Demnach würde der Wochenmarkt (mittwochs und samstags) wieder in den Weihnachtsmarkt integriert, würde über den Holm und bis in die Fortsätze am Südermarkt verlaufen. Die prominente Ski-Hütte, in der es besonders kuschlig werden könnte, wird in diesem Jahr nicht aufgebaut.
Die Idee (von 2020), mit dem Wochenmarkt in die Rathausstraße auszuweichen, um die Enge auch draußen zu entzerren, ist vom Tisch, sagt Casper. So viel Entzerrung sei nicht notwendig.
Christian Reimer, Sprecher der Stadtverwaltung Flensburg, bestätigt dies mit einer Auskunft aus dem Ordnungsamt, wonach es unter freiem Himmel keine Corona-bedingten Einschränkungen geben müsse.
Grund für die neuerliche Abstimmung beteiligter Akteure ist wieder einmal die Frage des Umgangs mit der Blindenleitlinie. Die Linie aus gusseisernem Material zieht sich durch die Fußgängerzone und verläuft östlich, also auf der hafenzugewandten Seite. „Eine Blindenleitlinie ist eine Blindenleitlinie; die kann man nicht einfach überbauen“, sagt Christian Reimer aus dem Rathaus.
Die Diskussion bewegt sich im Spannungsfeld verschiedener Interessen. Geschäftsleute und ihre Läden wollen wahrgenommen werden und nicht durch Buden verdeckt, zumal im Advent. Potentielle Besucher, die eine Sehbeeinträchtigung haben, haben ein Recht darauf, dass die Orientierungshilfe nicht zugestellt wird.
Christian Eckert, seit zehn Jahren Behindertenbeauftragter der Stadt Flensburg, spricht von einem Menschenrecht. „Exklusion werde ich niemals zulassen“, betont Eckert, solange er das Ehrenamt bekleide. Gleichwohl könne er die vielfältigen Interessen verstehen, lege sein Augenmerk aber auf Menschen mit Behinderung. Der Besuch eines Weihnachtsmarkts gehört zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Für „realistische und kluge Vorschläge“ bleibe er natürlich „gern kompromissbereit“, gibt der Behindertenbeauftragte ebenfalls zu verstehen.
Wie eine notwendige Umleitung des originären Blindenleitsystems auf dem Flensburger Weihnachtsmarkt aussehen könnte und was in der Kürze der Zeit möglich ist, wird nun gerade überprüft. Dies sagt Innenstadtmanager Bela Bergemann. Er ist auch im Innenstadtbeirat, einem Gremium, das in diesem Jahr gegründet wurde und am Donnerstag tagte. Bergemann bezeichnet die Diskussion dort als „Meinungsaustausch“, denn das Gremium könne keine Entscheidungen treffen.
Er drückt sich auch zurückhaltend aus, weil er darum bemüht ist, „mit viel Fingerspitzengefühl“ für dieses Jahr eine Lösung herbeizuführen. Intern sei man dabei, alle Wege auszuloten.
Christian Eckert, der nicht Mitglied im Innenstadtbeirat ist, wünschte sich, dass man diesen Prozess für 2022 rechtzeitig angeht und sich „alle Beteiligten an einen Tisch setzen“.
Jens Drews, Mitglied im Innenstadtbeirat und Gilde-Vorstand, wird deutlicher: Das Muster von 2019 hat er als „Desaster“ in Erinnerung mit vollgestellten Geschäften, chaotischer Leitung der Kundenströme, und insbesondere die beiden Wochenmarkttage, wo es noch voller wird, bergen Konfliktpotential.
Zudem habe es im Vorfeld keine richtige Kommunikation aller Beteiligten gegeben; bei der Gelegenheit hätte man dieses Mal alles besser machen können. Und Gildevorstand Jens Drews befürchtet, dass die Zeit knapp wird, um das ohnehin schon rares Personal zu finden und Planungssicherheit zu garantieren.
Bis zum Weihnachtsmarkt 2021 drängt die Zeit in jeder Hinsicht, bekanntlich kommt Weihnachten schneller als man denkt...
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