Der Einzelhandel kommt unter die Design-Lupe
Ein neues Projekt soll Impulse für die Geschäfte in der Innenstadt liefern.
Von Till H. Lorenz
FLENSBURG Die Welt des Handels verändert sich – und dies rasant. Der Einzelhandel sieht sich neuen Einkaufsgewohnheiten gegenüber und der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet. Auch die Geschäfte in der Flensburger Innenstadt bekommen dies zu spüren. Ein neues Projekt soll ihnen nun unter die Arme greifen und neue Ideen in die Ladenzeilen der Stadt bringen.
Dafür machen die drei Innenstadt-Interessengemeinschaften Flensburger Gilde, City Flensburg und Rote Straße gemeinsame Sache mit der Industrie- und Handelskammer Flensburg sowie der Fachschule für Technik und Gestaltung. Deren Studenten sollen im Rahmen des Projektes ausgewählte Geschäfte in der Fußgängerzone unter die Lupe nehmen, stellen sie auf den Prüfstand und erarbeiten Ideen und Vorschläge für eine zeitgemäße Gestaltung. „Wir müssen bereit sein, Dinge auszuprobieren“, sagt Stefan Moser, Interessengemeinschaft (IG) Rote Straße. „Nur so können wir auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben“, sagt er.
Viele der Ladenbetreiber seien so in ihrem Alltagstrott, sagt Jonathan Seiffert, Handelsreferent der IHK Flensburg. „Da ist es gut, einfach mal ein paar neue Impulse zu bekommen.“ Natürlich hoffe man, dass davon ein Impuls für die ganze Innenstadt ausgehe. Dass dieser wichtig wäre, zeigten zuletzt Zahlen der Beratungsgesellschaft Jones Lang LaSalle. Diese stellte bei ihren regelmäßigen Passantenzählungen 2018 einen Frequenzrückgang in der Innenstadt fest.
Sie wollen dafür sorgen, dass es so bleibt: (v.li.) Jens Drews, Ulf Hansen, Stefan Moser, Thomas Deckert, Dr. Susanne Krosse und Jonathan Seiffert.
„Für unsere Studierenden ist dies eine tolle Gelegenheit, ihr Wissen in der Praxis auf den Prüfstand zu stellen. Das ist Lernen unter Realbedingungen“, sagt Susanne Krosse. Sie ist an der Eckener Schule verantwortlich für den Bereich Weiterbildung Raumgestaltung und Innenausbau. Was sie und auch Thomas Deckert, Leiter der Fachschule für Technik und Gestaltung, klar machten: Die Studenten treten damit nicht in Konkurrenz zu Innenarchitekten oder gar Ladenbauern.
„Seit Jahren erleben wir ein angespannteres Marktumfeld“, sagt Jens Drews von der Flensburger Gilde. Er äußert die Hoffnung, dass der Design-Check womöglich auch zu einer Abkehr von alles dominierenden Rabatt-Schildern in den Fenstern führen könnte – und es stattdessen wieder richtige Schaufenster-Gestaltung gibt. Dabei setzt Drews im Hinblick auf das Projekt nicht zuletzt auf einen Faktor bei den Studenten: dass sie jüngere Menschen seien, einen anderen Blick haben. „Vielleicht liegt es auch an der Darstellung, dass die Menschen nicht mehr in der Innenstadt einkaufen“, sagt Drews kritisch.
Dass der Kampf um den Kunden noch nicht entschieden und die Fußgängerzonen noch nicht im Abseits stehen, machen Moser, Hansen und Drews dabei aber ebenso klar. „Die jungen Leute schätzen auch den Fach-Einzelhandel“, sagt Moser. Hansen, der zugleich Geschäftsführer von Bücher Rüffer ist, berichtet, wie doch gerade der Buchhandel als erstes die Umbrüche zu spüren bekam. Der US-Händler Amazon hat bekanntlich als Online-Buchhändler angefangen. „Ich erlebe so eine Art Trend-Umkehr“, sagt er heute jedoch. Es finde mehr „bewusstes Einkaufen“ statt. Doch dazu gehörten auch vernünftige Angebote – und eben eine vernünftige Ladengestaltung.
Welche Geschäfte an den Design-Checks teilnehmen, soll ein Losverfahren entscheiden. Je aus der Roten Straße, vom Holm sowie aus der Großen Straße soll eines mit dabei sein. Die ausgewählten Geschäfte sollen dann von Studenten besucht und die Gestaltung analysiert werden. Die Vorschläge, die dann im Anschluss erarbeitet werden sollen, werden den Kaufleuten zur Verfügung gestellt.
So können sich Geschäfte beteiligen: Einzelhandelsunternehmen aus dem Innenstadtbereich können sich bis 20. September 2019 mit einer Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! unter dem Betreff „Ladencheck 2019“ melden. In der Nachricht müssen vollständige Kontaktdaten enthalten sein. Die Checks sind kostenfrei und geben niedrigschwellige Gestaltungshinweise.
Quelle: SH:Z/Flensburger Tageblatt